"Geld" und "Ganztag" sorgen für Diskussion

Erhöhte Nutzungsgebühren und Schulentwicklung fordern die Vereine / Wiederwahlen beim Stadtsportverband Minden

Minden (mt). Die sich verändernde Schul-Landschaft und die angespannte wirtschaftliche Situation allgemein und im Besonderen bei der Kommune sind zwei der Faktoren, die auf die Sportvereine und ihre Zukunft nicht unerheblich Einfluss nehmen werden. Das wurde am Montagabend bei der Jahreshauptversammlung des Stadtsportverbandes Minden in den Redner-Beiträgen und Diskussionen überaus deutlich.

Die Regularien unterdessen konnten bei der Tagung im Saal "Pro Meißen" zügig abgehakt werden. Ausschließlich "Wiederwahl" konnte für die turnusmäßig zur Disposition stehenden Vorstandsposten stellvertretender Geschäftsführer Herbert Hackel notieren, der zum wiederholten Mal zum Protokollführer bestimmt wurde.
Bild JHV 2010
Reinhard Wiech als Geschäftsführer, Harald Pohlmann als 2. Vorsitzender und der Jugendwart Guido Höltke wurden wiedergewählt (von links).
Harald Pohlmann bleibt wie bisher 2. Vorsitzender, Reinhard Wiech Geschäftsführer, Guido Höltke Jugendwart sowie Marita Makulski und Horst Südmeier Beisitzer. Diese beiden waren beruflich verhindert und wurden in Abwesenheit wiedergewählt. Den Vorstand vervollständigen die diesmal nicht zur Wahl stehenden Dirk Franck als Vorsitzender, Herbert Hackel als stellvertretender Geschäftsführer und Heike Brandhorst als Kassenwartin.
Etwas länger dauerte nur die Suche nach einer nachrückenden Kassenprüferin, wobei sich schließlich Michaela von der Ahe (TuS Minderheide) bereit erklärte.

Anträge lagen der Versammlung nicht vor, und auch neue Sportvereine waren diesmal nicht in den Verbund aufzunehmen. Keinen Diskussionsstoff lieferte auch der Kassenbericht von Heike Brandhorst mit einem deutlichen Guthaben unter dem Strich, für das einmal mehr auch die Einnahmen aus dem "Herren-Bierabend mit Aalessen" sorgten. Mit diesen wird auch in diesem Jahr wieder die Sportabzeichen-Aktion - vorwiegend im Nachwuchsbereich - unterstützt.

Die Ergebnisse des letzten Jahres trug Annette Amann aus dem Sportbüro der Stadt vor. Die Beteiligung lag in etwa bei der des Jahres zuvor. Unter den 14 daran beteiligten Vereinen verzeichnete Eintracht Minden die höchste Zahl der Abnahmen (137) vor MTV 1860 Minden und dem FSB Minden, doch im Verhältnis zu den Mitgliederzahlen lag der Familiensportbund vor der Eintracht und dem MTV. Bei den weiterführenden Schulen ging Platz 1 an das Herdergymnasium, und bei den Grundschulen (insgesamt 633 Abzeichen) haben sich neun der elf Einrichtungen beteiligt und war Leteln Top vor Michael-Ende-Schule und Bierpohlschule. Am Mittwoch vor Fronleichnam wird im Weserstadion wieder der gemeinsame Sportabzeichen-Tag der Mindener Grundschulen stattfinden.

"Müssen eine Zeit lang auf Sparflamme fahren"

"Durch diese Situation kommen wir nur gemeinsam", appellierte angesichts eines 31-Millionen-Lochs im Haushalt der Stadt eingangs Mindens Bürgermeister Michael Buhre an die Sportvereine, die Konsolidierungs-Bemühungen von Rat und Verwaltung mitzutragen: "Die Finanzlage ist katastrophal, die Konsolidierung allererste Pflichtaufgabe. Wir werden nicht umher kommen, eine Zeit lang auf Sparflamme zu fahren. Dabei sollen aber keine Strukturen nachhaltig zerschlagen werden."

Die im Zusammenhang mit dem Haushaltssicherungskonzept vorgenommene Erhöhung der Nutzungsgebühren für städtische Sportanlagen pauschal um zehn Prozent bezeichnete er als "vertretbaren Beitrag".

Dem SSV-Vorsitzenden Dirk Franck unterdessen missfiel in diesem Zusammenhang, dass die Erhöhung ohne jegliches Gespräch mit seinem Gremium als Vereinsvertretung beschlossen wurde. Laut Buhre bestand dazu jedoch "keine Chance aufgrund der rechtlichen und zeitlichen Vorgaben von oben". Bernd Volz als Vorsitzender des städtischen Sportausschusses stellte in Aussicht, die Modalitäten mit Blick auf Vereine mit starker Jugendarbeit zu überarbeiten, zumal diese aufgrund ihrer Mitgliederstärke meist überproportional betroffen würden.

Ungerechtigkeit in Zusammenhang mit finanziellen Belastungen kritisierten aus der Versammlung heraus mehrere Vereinsvertreter. So monierte Achim Riemekasten von der KSG Minden einmal mehr, dass Wassersportvereine bei der Nutzung des Melittabades auch für Jugendliche zur Kasse gebeten werden. Und vom TuS Minderheide wurde kritisiert, dass man für die Nutzung des Gebäudes am Sportplatz zahlen müsse, "wenige Meter weiter in der Schule die Jugendlichen aber umsonst Duschen könnten".

Die Veränderungen in der Schul-Landschaft als weiteren die Vereinsarbeit beeinflussenden Faktor beleuchtete mit Schaubildern Philipp Koch als Leiter des städtischen Schulbüros. "Gleich, wie die Landtagswahlen im Mai ausgehen, das Rad lässt sich nicht zurück drehen", wird laut Koch der ganztägliche Unterricht weiter zunehmen: "Im nächsten Schuljahr wird in den 28 Mindener Schulen jedes zweite Kind bis 16 Uhr Unterricht haben." Viele Vereine hätten inzwischen gut darauf reagiert und die Zusammenarbeit mit Schulen forciert, um nicht "von unten her auszubluten". Koch: "Die 136 Mindener Sportvereine mit ihren 27 000 Mitgliedern stehen vor einem Strukturwandel."